Das Camionetta Sahariana entstand aus dem Bedarf der italienischen Streitkräfte nach einem robusten, geländegängigen und stark bewaffneten Aufklärungsfahrzeug. Der Kriegsschauplatz Nordafrika war durch große Entfernungen und schlechte Straßenverhältnisse gekennzeichnet. Für Aufklärungs- und Störeinsätze hinter den feindlichen Linien wurde von den Briten 1940 die Long Range Desert Group (LRDP) aufgestellt die hauptsächlich mit speziell umgebauten geländegängigen LKW ausgestattet wurden. Um den Aktionen der LRDG etwas entgegensetzen zu können und um ähnliche Einsätze durchführen zu können wollten die italienischen Streitkräfte vergleichbare Einheiten bilden. Dazu fehlte es allerdings an geeigneten Fahrzeugen. Die Lösung dieses Problems bestand darin, aus dem leichten Radpanzer AB 41 ein ungepanzertes offenes Fahrzeug zu entwickeln. Das Fahrgestell und der Motor wurden übernommen, der Aufbau jedoch radikal umgestaltet. Der Fahrer saß in der Mitte und die anderen Besatzungsmitglieder auf Klappsitzen an den Seiten des Fahrzeugs. Die Bewaffnung bestand aus einem oder zwei Breda 8mm-Maschinengewehren sowie entweder einer 20 mm Solothurn Panzerbüchse, einer Maschinenkanone 20 mm Breda Modell 35 oder einer Kanone 47 mm Breda 47/32. An den Seiten waren 20 Treibstoffkanister angebracht, zusätzlich an den vorderen Kotflügeln vier Kanister für Wasser. Um den Kampfraum etwas vor der Witterung zu schützen, gab es ein Notverdeck. Die Fahrzeuge bewährten sich auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz und wurden von vier Aufklärungskompanien („Compagnie Arditi Camionettisti“) genutzt. Nach der Niederlage in Nordafrika wurden die Fahrzeuge auch gegen die inzwischen in Italien gelandeten alliierten Kräfte eingesetzt. Spätere Versionen verzichteten auf die Wüsten-Ausstattung: die Sandbleche fielen weg, andere Reifen wurden aufgezogen und ein Teil der Kanister an den Bordwänden musste großen Staukästen weichen. Diese Fahrzeuge waren dann meist mit der 47 mm-Kanone bewaffnet. Selbst nach dem Krieg – bis etwa Mitte der fünfziger Jahre -fuhren noch einige Fahrzeuge bei Polizeieinheiten. Leider ist keines dieser interessanten Fahrzeuge erhalten geblieben.
Der Bausatz von Italeri ist schon ca. 15 Jahre alt, Es gibt ihn in zwei Ausführungen einmal als frühes Fahrzeug mit 20 mm Breda Kanone und dann noch als späte Ausführung mit 47 mm Kanone. Ich hatte die frühe Ausführung. Die Schachtel enthält einen großen hellbraunen Spritzling an dem sich alle Teile befinden. Die Teile sind in Detaillierung und Ausformung ganz ok, reichen aber nicht ganz an das Niveau moderner Revell- oder Dragon-Bausätze heran. Besonders die Sandbleche sind etwas monumental geraten. Auch die „im Block“ abgeformten Treibstoffkanister wirken etwas zu grob. Gut gelöst finde ich die Räder – Reifen und Felgen sind getrennt gestaltet. Das erspart mühsames Abkleben. Alternative Teile sind – bis auf eine alternative, mit Schutzüberzug versehene Frontscheibe nicht enthalten. Außerdem gibt es in der Schachtel noch ein kleines Stück transparentes Material für die Frontscheibe sowie einen kleinen Decal-Bogen der neben zwei Sätzen Nummernschildern noch eine italienische Trikolore für die Fliegerkennung und ein Decal für das Instrumentenbrett enthält. Die Kanister habe ich durch Exemplare ersetzt die ich mal als lose Spritzlinge auf einer Ausstellung gekauft hatte. Zusätzlich habe ich mir noch einen Ätzteilsatz von NH Detail besorgt. Dieser enthält zum einen deutlich realistischere Sandbleche und jede Menge Material für die Befestigung der Kanister, Handgriffe für die Kanister und ein paar Kleinteile für Kanone und MG.
Im hinteren Bereich an der Motorabdeckung und vorn unter dem Bug des Fahrzeuges ist etwas Trockenanpassung und Spachteln erforderlich, ansonsten ist die Passgenauigkeit des Bausatzes recht gut. Die etwas zu groß geratenen Durchbrüche für das Fahrgestell an den inneren Kotflügeln habe ich mit Plastiksheet verschlossen. Die größte Herausforderung waren die 24 Kanister, jeder aus zwei Plastikteilen und einem winzigen Ätzteil für die Griffe zusammenzusetzen… Etwas vage ist die Bauanleitung, was die genaue Positionierung des „Gerödels“ auf dem Fahrzeugbug anbetrifft. Hier sollte man das Deckelbild konsultieren. Die Farbgebung erfolgte mit einer Mischung aus den Tamiya-Farben XF59 (desert yellow)und XF60 (Dunkelgelb), teilweise noch etwas aufgehellt mit XF57 (buff). Die große italienische Trikolore auf dem Motordeck habe ich lackiert. Die Kanister wurden in verschiedenen Farbtönen (italienisches Sandgelb wie der Rest des Fahrzeuges, italienisches Graugrün, Afrika-Braun und Panzergrau) gehalten. Fotos von Einsatzfahrzeugen zeigen hier eine bunte Mischung von Kanistern aus italienischen und deutschen Beständen. Zum Schluss wurde mittels Washing und Trockenmalen gealtert und das Fahrzeug mit Pigmentstaub verschmutzt.
Alles in allem ein kleiner interessanter Bausatz – wegen der vielen Detail nicht ganz für zwischendurch… Jetzt muss nur noch der VW Kübelwagen fertig werden, den ich zum Größenvergleich daneben stellen wollte… Das Fahrzeug sieht zwar ein wenig aus wie ein Schwimmwagen – ist aber erheblich größer…
Zusätzlich verwendet:
Ätzteilsatz 72-012 von NH models
Kraftstoffkanister aus dem Fundus
Einzelne Ätzteile (Lenkrad, Werkzeuge, Visier der Kanone) aus verschiedenen Ätzteilsätzen von Brengun und Hauler